Neues Design im Toscana Resort Castelfalfi - Interview mit Designer Henry Chebaane

Europa

Henry Chebaane ist Designer sowie Gründer und Kreativdirektor von Blue Sky Hospitality, einem multidisziplinären Designstudio, das sich auf die Schaffung einzigartiger Erlebnisse in den Bereichen Gastgewerbe, Einzelhandel und Markenkommunikation spezialisiert hat. Seit seiner Gründung im Jahr 2002 hat Chebaane das Studio zu einer Marke entwickelt, die in verschiedenen Projekten wie Hotels, Restaurants, Bars und Boutiquen aktiv ist.

In Paris geboren und in einer Familie mit vielfältigen kulturellen Einflüssen aufgewachsen, entwickelte Chebaane schon früh ein tiefes Verständnis für Kunst, Design und Architektur. Seine internationale Ausbildung und sein Sinn für Ästhetik haben ihm geholfen, ein beeindruckendes Portfolio aufzubauen, das von der Konzeption bis zur Realisierung reicht.

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Seine Arbeiten sind oft von surrealen und fantasievollen Elementen geprägt, wobei er Farben, Texturen und Materialien geschickt einsetzt, um den Raum zum Leben zu erwecken.

Mit zahlreichen internationalen Auszeichnungen, darunter mehrere Hospitality Design Awards, hat Henry Chebaane seinen Ruf als visionärer Designer und Geschichtenerzähler gefestigt. Seine Arbeiten hinterlassen einen bleibenden Eindruck und inspirieren eine neue Generation von Designern, Grenzen zu überschreiten und kreative Risiken einzugehen.

Der in Paris geborene britische Stardesigner Henry Chebaane nahm die Herausforderung an, für das Toscana Resort Castelfalfi ein internationales Restaurantdesign zu entwerfen.

INTERVIEW

design castelfalfi tuscany hotel 06Redaktion Touristikzeitung: Sie sind in Paris aufgewachsen und vor mehr als 35 Jahren nach London gezogen. Sie haben Projekte in mehr als 40 Ländern durchgeführt und im Laufe Ihrer Karriere viele weitere Länder besucht, von Kanada bis Korea, von Island bis Australien. Welches Land hat Sie am meisten geprägt?

Henry Chebaane: Sie haben alle einen tiefen Eindruck hinterlassen. Ich bin jeden Tag aufs Neue erstaunt über die Vielfalt und den Einfallsreichtum der menschlichen Kulturen auf unserem Planeten. Die Menschen suchen nach Lösungen oder Erklärungen für dieselben grundlegenden Fragen und kommen zu ganz unterschiedlichen Antworten. Das ist wirklich faszinierend.

Redaktion Touristikzeitung: Wann waren Sie zum ersten Mal in Italien?

Henry Chebaane: Ich besuchte Ligurien zum ersten Mal vor über 20 Jahren und habe seitdem viele andere Regionen Italiens erkundet: Piemont, Südtirol, Friaul, Giulia, Lombardei, Venetien, Emilia-Romagna, Latium, Sizilien, Umbrien und natürlich... die Toskana.

Redaktion Touristikzeitung: Was zeichnet italienisches Design im internationalen Kontext aus?

Henry Chebaane: Ich bin mir nicht sicher, ob es ein typisches "italienisches Design" gibt, aber hier in Italien gibt es eine einzigartige Reihe von kulturellen Parametern, die dazu beitragen können, eine starke, unverwechselbare italienische Design-Identität zu schaffen: Essen, Wein, Mode, Musik, Literatur, Industriedesign, antike Geschichte, Renaissance-Kunst, Avantgarde-Philosophie, Futurismus ... und so weiter.

Redaktion Touristikzeitung: Haben Sie Designprojekte in Deutschland realisiert? Und welche Designbewegung in Deutschland hat Sie besonders beeindruckt?

Henry Chebaane: Mein erstes Projekt in Deutschland, im Jahr 2003, war ein italienisches Restaurant in Köln. Es bestand etwa 15 Jahre lang unter dem gleichen Namen und mit der gleichen Inneneinrichtung. Es war das erste und einzige Hotelrestaurant der Stadt, das in Modezeitschriften und Designbüchern erwähnt wurde. Es hatte sogar eine eigene Webcam, eine Musik-CD und Markenartikel im Einzelhandel. Das Design war eine Mischung aus Mailänder Mode, Multimedia-Kunstgalerie und deutschem Bauhaus. Drei starke Inspirationen, die mich noch heute begleiten.

Redaktion Touristikzeitung: Wie können Restaurantkonzepte nachhaltig und zeitlos zugleich sein?

Henry Chebaane: Sie können eine lange Zeit überdauern, ohne dass der Name oder die Einrichtung geändert werden müssen, wenn sie im Laufe der Zeit richtig entwickelt und kompetent umgesetzt wurden. Es gibt keinen Ersatz für gutes Essen und guten Service.

Redaktion Touristikzeitung: Wie viele Ressourcen setzen Sie für Ihre Projekte ein?

Henry Chebaane: Ich versuche, die Auswirkungen auf die Ressourcen zu begrenzen, indem ich leicht verfügbare Materialien und lokale Lösungen vorschlage, wo immer ich in der Welt arbeite. Das ist eine ständige Diskussion und Zusammenarbeit mit dem Team des jeweiligen Kunden.

Redaktion Touristikzeitung: Welche Entwicklungen gibt es bei nachhaltigen Materialien?

Henry Chebaane: Die Hersteller arbeiten intensiv daran, recycelte und wiederverwertbare Fasern in ihre Stoffe einzubauen. Das ist ein positiver Trend, der sich fortsetzen wird und den ich immer unterstützen werde.

Redaktion Touristikzeitung: Was wussten Sie vor Ihrem Engagement über Castelfalfi?

Henry Chebaane: Ich wusste, dass Castelfalfi ein wunderbarer Ort inmitten der Natur zwischen Florenz und Pisa ist. Ich hoffe, dass das Wunder dieses besonderen Landguts im Laufe der Zeit und weltweit immer mehr Menschen bekannt wird.

Redaktion Touristikzeitung: Gab es Herausforderungen bei der Gestaltung von Olivina?

Henry Chebaane: Ja, viele. Aber um es kurz zu machen: Es ist ein großer Raum, der sich intim anfühlen, das Hotelteam bei vielen Anforderungen unterstützen und den Gästen im Laufe der Jahreszeiten eine Vielzahl von Erlebnissen bieten soll.

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Redaktion Touristikzeitung: Können Sie uns etwas über den kreativen Prozess bei Olivina erzählen?

Henry Chebaane: Auch nach vielen Besuchen in der Toskana wollte ich einen klaren Kopf und eine frische Perspektive für die Gestaltung des Olivina haben. So stand ich bei meinem ersten Aufenthalt in Castelfalfi um 4 Uhr morgens auf und ging durch das gesamte Anwesen, lauschte den Geräuschen der Natur, beobachtete die Lichter und Texturen, die sich von der Nacht bis zum Sonnenaufgang veränderten, berührte die Baumrinde, alte Steine und Terrakotta, roch die zerkleinerten Blätter der Zypressen und Olivenbäume. 24 Stunden später hatte ich das gesamte Konzept von Olivina im Kopf: wie es funktionieren, aussehen und sich anfühlen würde, von der Innenarchitektur bis zum Teelöffel.

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Redaktion Touristikzeitung: Arbeiten Sie normalerweise Hand in Hand mit dem Chefkoch?

Henry Chebaane: Ja, wenn man ein Restaurant plant, ist es wichtig, die Herausforderungen des Küchenteams zu kennen, zu verstehen und zu respektieren.
Es ist wichtig, die Herausforderungen des Küchenteams zu kennen, zu verstehen und zu respektieren, wenn es darum geht, im Rahmen der baulichen Gegebenheiten gleichbleibend hochwertige Speisen zu liefern.

Redaktion Touristikzeitung: Die Toskana für Sie (in 3 Worten)

Henry Chebaane: Sangiovese. Frantoio. Terracotta.

Redaktion Touristikzeitung: Was ist Ihr Lieblingsplatz in Castelfalfi?

Henry Chebaane: Das Panorama von der Terrasse von Olivina, wenn sich der Morgennebel zwischen den zwischen den Olivenhainen. Magisch!

Redaktion Touristikzeitung: Was für ein Erlebnis möchten Sie den Gästen der Olivina bieten?

Henry Chebaane: Neben meiner Arbeit als Innenarchitekt, schreibe ich auch Romane, produziere Musik und schaffe Kunstinstallationen. Ich kombiniere also immer viele kreative Werkzeuge, um die Geschichte eines Ortes zu erzählen. Mein Ansatz bei der Gestaltung von Gasträumen ist es, jedem Gast und jedem Mitarbeiter eine Bühne zu geben, auf der sich alle treffen und austauschen können, auf der sie Schauspieler und Zuschauer in ihrer eigenen Geschichte sind.

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Redaktion Touristikzeitung: Worin besteht heute die Herausforderung bei der Gestaltung eines Resort-Restaurants?

Henry Chebaane: Aus betrieblicher Sicht muss es aufgrund der Saisonabhängigkeit und der begrenzten Verfügbarkeit von kompetentem Personal in diesem Sektor flexibel und einfach zu handhaben sein.

Redaktion Touristikzeitung: Wie kann die Innenarchitektur ein gastronomisches Erlebnis aufwerten?

Henry Chebaane: Wenn die Inneneinrichtung richtig ausgeführt wird, bietet sie den Gästen ein physisches, kulturelles und emotionales Vehikel, um neue Erkenntnisse, Erinnerungen und Wissen über sich selbst und den Ort, den sie besuchen, zu gewinnen.

Redaktion Touristikzeitung: Design für das Gastgewerbe: Wie sehen Sie die Zukunft in 20 Jahren?

Henry Chebaane: In einer Welt, die von Maschinen, Automatisierung und gesichtslosen Unternehmen geprägt ist, wird es eine immer größere Wertschätzung für emotionales Handwerk, persönlichen Service und authentische menschliche Erfahrungen geben.

Redaktion Touristikzeitung: Vielen Dank für das Interview.