Kunst- und Kulturstädte in den italienischen Marken

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Die Marken - auf italienisch Marche - sind eine Region in Mittelitalien. Kulturell und künstlerisch betrachtet sind die Marken der Ausdruck eines kulturellen Pluralismus, der sich im Verlauf der Jahrhunderte gebildet hat. Sie waren immer ein Durchzugsgebiet für Maler, Bildhauer und Architekten gewesen, die in der Geschichte greifbare Zeichen hinterlassen haben und dadurch ihre Nachfolger beeinflussten. Die Marken sind eine der italienischen Regionen mit den meisten Kulturgütern: 500 Plätze, über 100 bedeutende Baudenkmäler, 37 Burgen, 15 Schlösser, 15 Festungen und 170 Türme, Tausende von Kirchen (davon 200 romanische), 96 Abteien, 183 Wallfahrtskirchen, 72 historische Theater – alle restauriert und in Betrieb. In der Region gibt es auch die höchste Dichte an Museen und Pinakotheken sowie eine bedeutende Anzahl Bibliotheken, genau genommen 315, darunter die die Bibliothek des Eremo di Fonte Avellana und derjenigen der Familie Leopardi, die Bände uralter Tradition bewahren.

Die Marken liegen zwischen Adria und Apennin. Im Norden grenzen sie an die Emilia-Romagna und an die Republik San Marino, im Süden an die Abruzzen, westlich finden sich die Toskana, Umbrien und Latium. Die Region kann als ein regelrechtes Freilichtmuseum bezeichnet werden, bestehend aus einem dichten Netz von Kunststädten und historischen Ortschaften, eingebettet in den grünen, sanften Hügeln, wo einzigartige Meisterwerke gehütet werden, von Piero della Francesca über Lorenzo Lotto, Raffaello, Carlo Crivelli, P.P. Rubens bis Tizian. Nicht zu vergessen sind die zahlreichen historischen Theater und antiken römischen Straßen, Zeugnisse einer blühenden Vergangenheit.

Eine Region, wo die Kultur vor allen Dingen eine Art des Seins und Fühlens ist, die stark in der Lebensauffassung und in die Arbeitsweise verankert ist. Die Marken sind einerseits ein tausendjähriges, historisch interessantes Land, andererseits sehr modern und innovativ; die Region ist allen Änderungen gegenüber offen, bleibt aber an ihre Werte und Traditionen gebunden. Eine Region, in der man eine einmalige Verbindung zwischen Kultur, Tatkraft, Kunst und Erfindergeist, Kreativität und Handwerk spürt, wodurch das Made in Marche faktisch zu einem weltweit greifbaren System werden konnte.

Neben Museen, Bibliotheken, Archiven und Theatern gehören zum kulturellen Erbe auch zahlreiche, über das ganze Gebiet verstreute kirchliche Baudenkmäler – Abteien, Klöster, Kirchen – sowie weltliche Denkmäler, also Schlösser, mit Mauern umgebene Zentren, Festungen, die an eine ruhmreiche, lebhafte Vergangenheit mahnen. Loreto zum Beispiel ist der Sitz einer der berühmtesten marianischen Wallfahrtsorte Europas und gleichzeitig reich an wichtigen Kunstwerken. Recanati ist ein zauberhafter Ort, die Geburtsstadt von Giacomo Leopardi, in deren Straßen man an die Verse des Dichters erinnert wird: Piazza del Sabato del Villaggio (Platz des Samstags auf dem Dorf), Torre del Passero Solitario (Turm der Einsamen Amsel) im Kreuzgang neben der Kirche Sant'Agostino; der Colle de L'infinito (Pass von „Das Unendliche“) auf dem Monte Tabor.

Ancona, die Hauptstadt der Marken, liegt auf einer Landzunge, die ins adriatisch Meer hineinragt und für eine einzigartige Erscheinung sorgt: Von der Stadt aus sieht man die Sonne über dem Meer auf- und wieder untergehen! Der Name stammt vom griechischen Wort für Ellbogen (ankon), aufgrund der besonderen Form der Landzunge. Unbedingt sehenswert ist die Altstadt mit ihren vielen Kirchen und Museen. Besonders lohnend sind: Die Kathedrale San Ciriaco, eines der berühmtesten Zeugnisse aus der Romanik der Marken; Piazza Plebiscito mit der Kirche San Domenico, in der eine Kreuzigung von Tizian hängt, San Francesco alle Scale mit einer Himmelfahrt von Lorenzo Lotto, die Loggia dei Mercanti (Handelsbörse), die Gemäldesammlung der Pinacoteca F. Podesti, die für die Gemälde von Carlo Crivelli, Lorenzo Lotto, Tiziano del Piombo, Guercino, A. Lilli, Carlo Maratta usw. bekannt ist, das archäologische Museum Museo Nazionale Archelogico delle Marche, das Teatro delle Muse.


Ascoli Piceno ist eine Stadt voller interessanter Details: Spuren aus der Römerzeit, Zeugnisse aus der Romanik und der Gotik sind in der so genannten Stadt der hundert Türme allgegenwärtig. Die Altstadt verdankt ihr harmonisches und kompaktes Aussehen dem aus der Umgebung stammenden Travertin, dem Hauptmaterial, aus dem alle Gebäude errichtet wurden. Piazza del Popolo ist der Salon und der Treffpunkt der Stadt; an diesem Platz befindet sich das Caffè Meletti. Sehenswert sind die städtische Gemäldesammlung (Pinacoteca civica) mit Werken von Carlo Crivelli, Tizian, Guido Reni, die städtische Galerie für zeitgenössische Kunst (Galleria Civica d’Arte Contemporanea), die dem großen Meister des 20. Jahrhunderts Osvaldo Licini gewidmet ist, sowie das archäologische Museum (Museo Archeologico Statale), die päpstliche Papierfabrik (Cartiera Papale) und das römische Theater.


Macerata liegt auf einem breiten Hügel, wie viele der schönsten Städte der Marken. Ihr vornehmes, strenges Aussehen wird durch die warmen Farben des Steins und der Backsteine der Gebäude der Altstadt mit dem historischen Universitätssitz und der Stadtmauer aufgelockert. Die Stadt, der Geburtsort des Jesuiten Matteo Ricci ( 1552, Peking, 1610), ist von den Basteien aus dem 16. Jahrhundert umgeben. Ihre Straßen führen zur Piazza della Libertà hoch, dem Zentrum des historischen Stadtkerns, wo sich die Loggia dei Mercanti, das Rathaus (Palazzo del Comune), der Uhrturm (Torre dell'Orologio), der Palazzo della Prefettura, das Stadttheater Lauro Rossi aus dem 18. Jahrhundert und die auf das 17. Jahrhundert zurückgehende ehemalige Kirche San Paolo befinden, deren rechte Seite an den Eingang zur Universität grenzt. In der Nähe der Piazza della Libertà befinden sich die städtischen Museen des Palazzo Buonaccorsi; sie sind berühmt für die Galerie aus dem 18. Jahrhundert mit den die Geschichten der Äneis darstellenden Gemälden. In Macerata findet in der vom Architekten Ireneo Aleandri errichteten, Sferisterio genannten Freilichtarena das berühmte Sferisterio Opera Festival statt.


Fermo bietet eine herrliche Aussicht vom Meer bis zu den Gipfeln der Monti Sibillini. Der Ort war bereits während der Eisenzeit besiedelt (10.-3- Jh. v. Chr.) und war von der ersten Hälfte des 3. Jh. v. Chr. an römische Kolonie (Firmum Picenum). Archäologische Funde und megalithische Mauerreste bezeugen den picenischen Ursprung Fermos. Aus römischer Zeit sind großartige unterirdische Zisternen erhalten, in denen das Wasser zur Versorgung der Kolonie gesammelt wurde. Die Piazza del Popolo, mit ihrer auserlesenen Schönheit und architektonischen Strenge ist eine der malerischsten Sehenswürdigkeiten; ebenso sehenswert ist die Piazza del Girfalco, an der sich majestätisch der Dom erhebt. Lohnend sind auch die Sehenswürdigkeiten des Polo Museale, mit dem Palazzo dei Priori, den Zisternen, dem Teatro dell’Aquila, Villa Vitali und dem Diözesanmuseum (Museo Diocesano).


Pesaro, eine ehemalige römische Stadt, ist der Austragungsort des jährlich stattfindenden Rossini Opera Festival und der Sitz der Rossinistiftung Fondazione Rossini. Beide sind Gioachino Rossini gewidmet, einem der größten italienischen Opernkomponisten. Sehenswert sind der Herzogspalast (Palazzo ducale), das Diözesanmuseum (Museo Diocesano), Casa Rossini und der Piazzale della Libertà, vor dem auf einem großen runden, mit Wasser gefüllten Becken die Sfera Grande schwimmt. Die Bronzeskulptur ist ein Werk des Bildhauers Arnaldo Pomodoro. Die wertvollsten Sehenswürdigkeiten der Stadt befinden sich in den städtischen Museen mit ihren Gemälde- und Keramiksammlungen, wobei die berühmte Sacra Conversazione von Giovanni Bellini, ein Meisterwerk der italienischen Malerei des 15. Jahrhunderts, besonders sehenswert ist. Lohnend ist auch ein Besuch der Stadtbibliothek San Giovanni, eine regelrechte „public library“, sowie das archäologische Museum (Museo archeologico Oliveriano).


Urbino, Hauptstadt des Renaissance und Geburtsstadt von Raffaello Sanzio, wurde 1998 von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Die Stadt liegt zwischen den Tälern der Flüsse Metauro und Foglia und bietet eine weite, herrliche Aussicht über die umliegenden Hügel, die Piero della Francesco in seinen Gemälden verewigt hat. Unbedingt sehenswert ist der Palazzo Ducale, ein Meisterwerk der Renaissance mit einer reichen Sammlung an Kunstwerken und dem berühmten Studierzimmer von Federico da Montefeltro. Hier befindet sich die Nationalgalerie der Marken, eine einzigartige Abfolge außerordentlicher Werke vom 13, Jahrhundert über die gotische Bildhauerkunst, Piero della Francesca, Raffael, Tizian bis Federico Barocci. Sehenswert ist in Urbino auch das Geburtshaus von Raffaello Sanzio, das sowohl als Wohnort des berühmten Malers als auch als sprechendes Beispiel für ein Wohnhaus aus dem 15. Jahrhundert bekannt ist. Weiter lohnt der Besuch des Doms sowie des Oratorio di S. Giovanni, das 1416 von den Brüdern Jacopo und Lorenzo Salimbeni mit Fresken geschmückt wurde.

Neben diesen Städten von weitgehend anerkanntem, relevantem historischen, architektonischen und kulturellen Interesse sorgen die weniger bekannten Gemeinden für die größten Überraschungen in künstlerischer Hinsicht. Sie stellen eine regelrechte Schatztruhe voller verborgener, über das ganze Gebiet verstreuter Kostbarkeiten dar.


Abteien. Als eines der ersten Gebiete, wo sich nicht zuletzt durch das Wirken des heiligen Benedikt von Nursia das Mönchtum entwickeln konnte, sind die Marken mit Abteien und Klöstern von unbestrittenem architektonischem Wert geradezu übersät. Die berühmtesten sind die Einsiedelei Eremo di Fonte Avellana und die beiden Zisterzienserabteien Santa Maria in Castagnola (Chiaravalle, AN) und Santa Maria di Chiaravalle di Fiastra (Tolentino).

Die vollständige Liste mit jeweiligen Öffnungszeiten findet man auf der Webseite www.turismo.marche.it