Seit 10 Jahren UNESCO-Welterbe: Geburtstag in Jasmunder Buchenwäldern

Foto: Werner-Menzel.de

Europa

 

Ein Kontrastprogramm, wie es dramatischer nicht sein könnte, erleben Besucher des Nationalparks Jasmund auf Rügen immer wieder neu: Eine Wanderung durch die ausgedehnten Buchenwälder endet nicht selten unvermittelt direkt an der bekannten Kreide-Steilküste der Insel.


Autor: Jutta & Werner Menzel (Text / Fotos), menzel-presse.de


Das leuchtende Weiß der Kreidefelsen wird hier vom hellen Grün der Buchenwälder eingerahmt und bietet ein unvergessliches Naturerlebnis. Diese Stimmung war auch vor jetzt zehn Jahren ein Grund für die Aufnahme von Teilen der Buchenwälder im Nationalpark Jasmund in die UNESCO-Weltnaturerbeliste.

insel ruegen 02
Foto: Werner-Menzel.de

Größter Buchenwald an der Ostsee

Diese Buchenwälder gehören zu den größten zusammenhängenden Wäldern ihrer Art im baltischen Raum. Der Teil des Buchenwaldes im Nationalpark Jasmund auf Rügen, der zum UNESCO Welterbe zählt, ist 493 Hektar groß. Er gehört zu dem mit 2.100 Hektar größten zusammenhängenden Buchenwald an der gesamten Ostseeküste. Seine besondere Situation verdankt der Wald in erster Linie seiner Lage: Die Steilhänge verhinderten eine forstliche Nutzung und bescherten ihm so ein natürliches Wachsen und Leben im positvsten Sinne. Er ist durch seine Ausdehnung bis hinunter zu Ostseestand auf zwei Meter über dem Meeresspiegel der am tiefsten und gleichzeitig auch am nördlichsten gelegene Buchenwald der Welterbestätte.

insel ruegen 03
Foto: Werner-Menzel.de

„Starke Europäerin“ stellt sich vor

Die Internetseite Weltnaturerbe-Buchenwaelder.de bietet eine komplette Übersicht über die in Deutschland liegenden Teilgebieten des Weltnaturerbes. Neben den Wäldern auf Rügen gehören weitere ausgewählte Waldgebiete im Nationalpark Hainich in Thüringen, Kellerwald-Edersee in Hessen, Müritz in Mecklenburg-Vorpommern sowie das Waldgebiet Grumsin im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in Brandenburg zum Weltnaturerbe. Das Naturerlebnis als zentrales Reisemotiv der Besucher wird hier natürlich durch den Reiz der Wälder im Frühjahr und Herbst besonders bildgewaltig gestillt. Dazu tragen auch zahlreiche Jubiläumsveranstaltungen im Rahmen des Festjahres auf der Insel Rügen bei. Die Ausstellung „Die Buche – eine starke Europäerin“ im Kreidesaal des Nationalpark-Zentrums Königsstuhl oder die Welterbeausstellung im UNESCO-Welterbeforum und ein Erlebnispfad durch den Wald und entlang der Kreideküste zählen dazu.

insel ruegen 04
Foto: Werner-Menzel.de

Küste animierte viele Künstler

Gerade dieser Erlebnispfad hat es unabhängig von der Jahreszeit in sich. Es entsteht der Eindruck, als würde der Buchenwald buchstäblich ins Meer stürzen. Dass das auch in der Realität passiert, zeigen tote Baumriesen am Strand, die teilweise bizarre Bilder erzeugen. Diese Kulisse zog schon Künstler der Romantik, wie Caspar David Friedrich, den bekannten Kreidefelsenmaler, an.

insel ruegen 05
Foto: Werner-Menzel.de 

Die von der UNESCO im Juni 2011 anerkannte Buchenwaldregion zählt zu den baltischen Buchenwäldern des Tieflandes (die Wälder liegen nicht höher als etwa 160 Meter über NN). Diese Lage unterstützt auch das Naturerlebnis im Nationalpark Jasmund. Einfach erreichbare ausgedehnte Wanderungen über den Hochuferweg zeigen die Vielfalt und Schönheit des Gebietes. Eine unvergessliche Kulisse der Kreidefelsen und ein weiter Blick über die Ostsee runden diese Eindrücke ab. Einblicke in die Geschichte des Buchenwaldes und der Felsformationen bietet das Nationalpark-Zentrum. Hier, unmittelbar am 118 Meter hoch aus dem Meer ragenden Königsstuhl erleben Besucher eine sehenswerte interaktive Ausstellung.

Vielfalt von Flora und Fauna

Bemerkenswert ist auch die Vielfalt von Lebensräumen rund um Buchenwald und Kreidefelsen. Der seltene Frauenschuh, der Riesenschachtelhalm und die Zwiebelzahnwurz sind ebenso zu finden, die eine Vielfalt an See- und Waldvögeln. An den Hängen der Kreidefelsen brüten unter anderem Wanderfalken und Mehlschwalben. Auch der Seeadler ist regelmäßiger Brutvogel. Diese Entwicklung ist allerdings nicht erst in den letzten 10 Jahren unter dem UNESCO-Schirm zu beobachten gewesen. Schon viel früher hatte man Sorge, dass diese beeindruckende Landschaft dem Kreideabbau zum Opfer fallen könnte. Das führte schon 1929 zur ersten Unterschutzstellung des Gebietes. 1990 kam schließlich die Ausweisung als Nationalpark hinzu. Seit diesem Zeitpunkt ist der Buchenwald ganz seiner natürlichen Entwicklung überlassen.

Mehr Informationen: www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de